Ein Lichtblick für Menschen mit Demenz
OSTFILDERN: Politikerinnen der Grünen informieren sich über Wohngemeinschaft im Nachbarschaftshaus - Wahlfreiheit schaffen für Betreuungs- und Wohnformen
Von Klaus Harter
Foto: Rudel
Was Wohn- und Betreuungsformen für Menschen mit Demenz anbelangt, ist „Baden-Württemberg ein Entwicklungsland“, meint Peter Stapelberg, Vorsitzender des Vereins Lichtblick in Ostfildern. Das möchten die Grünen ändern, betont die Fraktionsvorsitzende im Landtag, Edith Sitzmann. Nötig seien Rahmenbedingungen, damit die Menschen in allen Bereichen der Betreuung die Wahlfreiheit zwischen verschiedenen Formen haben. Ein gelungenes Beispiel ist für sie die ambulant betreute Wohngemeinschaft „Lichtblick“ für Menschen mit Demenz im Scharnhauser Park, die sie gestern zusammen mit ihrer Stellvertreterin und Esslinger Abgeordneten Andrea Lindlohr sowie der Stadt- und Kreisrätin Margarete Schick-Häberle, besuchte.
Das Wohn-, Teilhabe- und Pflegegesetz, das der Landtag im Mai verabschiedete, solle neuen Wohnformen eine Perspektive bieten, erklärt Sitzmann. Es solle Alternativen ermöglichen zu einer Betreuung von Angehörigen zu Hause und einer Unterbringung im Heim. Die WG im Nachbarschaftshaus besteht seit Sommer 2012. Hier leben derzeit acht Frauen und ein Mann. Nicht die Pflege steht hier im Mittelpunkt, sondern die gemeinsame Gestaltung des Alltags - und das in einer Atmosphäre, die der in einer Familie ähnelt. Die Stadt vermietet die Zimmer an die Bewohnerinnen, die Diakoniestation übernimmt den ambulanten Pflegedienst.
Angehörige bestimmen
Aber die Angehörigen, die sich zu einer Auftraggebergemeinschaft zusammengeschlossen haben, entscheiden über grundsätzliche Angelegenheiten wie die Alltagsgestaltung, die Auswahl der in der WG tätigen Alltagsbegleiter und die Aufnahme neuer Bewohner. Der Verein Lichtblick, zu dessen Gründungsmitgliedern Andrea Lindlohr zählt, sichert die Qualität, vermittelt bei Konflikten, macht Öffentlichkeitsarbeit, wirbt Spenden ein, ist Lobby für Menschen mit Demenz und sorgt für Kontinuität, falls sich die Trägerschaft ändern sollte. Dem Verein gehören sieben der acht „Gerüstbauer“ an, die auf Initiative von Gabriele Beck von der Leitstelle für ältere Menschen das Projekt aufgebaut haben. Zu ihnen zählt Mina Bylow-Schiele. Sie hat früher ehrenamtlich eine demente Frau begleitet und bemerkt, wie sie sich veränderte, als sie in ein Heim kam. Da sei ihr bewusst geworden, dass Menschen mit Demenz eine besonders vertrauensvolle Begleitung benötigen.
Dass sich Menschen, die selbst nicht betroffen sind, für das Projekt engagieren, „verdient Respekt“, lobt Edith Sitzmann. Ihr gefällt aber auch, wie Ostfildern allgemein mit dem Thema Demenz umgeht. Gerne hört sie, dass Ostfildern die erste Stadt im Land war, die 2007 eine Demenzkampagne startete, um das Tabuthema mit verschiedensten Veranstaltungen in die Mitte der Gesellschaft zu tragen. Ein älteres Ehepaar aus dem Stuttgarter Vorort Riedenberg, das regelmäßig nach Ruit zum Einkaufen kommt, ist für Mina Bylow-Schiele ein Beispiel dafür, dass in Ostfildern eine andere Atmosphäre entstanden ist. Die Frau habe ihr erklärt, ihr Mann sei schwer dement und spreche beim Einkaufen alle Menschen an. In Stuttgart würden sie deshalb immer komisch angeschaut, in Ostfildern nicht.
Ambulante Angebote statt Heime
Rein rechnerisch fehlten in Ostfildern in den nächsten Jahren drei Heime, berichtet Gabriele Beck. Aber in Ostfildern laute die Frage: „Wie müssen wir ambulant aufgestellt sein?“ Ziel sei eine dezentrale Struktur in allen Stadtteilen, ergänzt Peter Stapelberg. Ihm ist wichtig, dass Projekte „selbstorganisiert“ sein können. Angetan ist Sitzmann vom Ostfilderner Vorschlag, einen Landesverband für ambulante Wohngemeinschaften zu schaffen für einen Informations- und Erfahrungsaustausch. Wichtig seien auch Qualitätsstandards, sagt Stapelberg. Derzeit werde in Ostfildern auch diskutiert, ob Genossenschaften als Finanzierungsmodell für Wohnen im Alter möglich sein könnten - entsprechend der Bürgergenossenschaften für die Energieversorgung.
Ein Lichtblick für Menschen mit Demenz
OSTFILDERN: Politikerinnen der Grünen informieren sich über Wohngemeinschaft im Nachbarschaftshaus - Wahlfreiheit schaffen für Betreuungs- und Wohnformen
Von Klaus Harter
Foto: Rudel
Was Wohn- und Betreuungsformen für Menschen mit Demenz anbelangt, ist „Baden-Württemberg ein Entwicklungsland“, meint Peter Stapelberg, Vorsitzender des Vereins Lichtblick in Ostfildern. Das möchten die Grünen ändern, betont die Fraktionsvorsitzende im Landtag, Edith Sitzmann. Nötig seien Rahmenbedingungen, damit die Menschen in allen Bereichen der Betreuung die Wahlfreiheit zwischen verschiedenen Formen haben. Ein gelungenes Beispiel ist für sie die ambulant betreute Wohngemeinschaft „Lichtblick“ für Menschen mit Demenz im Scharnhauser Park, die sie gestern zusammen mit ihrer Stellvertreterin und Esslinger Abgeordneten Andrea Lindlohr sowie der Stadt- und Kreisrätin Margarete Schick-Häberle, besuchte.
Das Wohn-, Teilhabe- und Pflegegesetz, das der Landtag im Mai verabschiedete, solle neuen Wohnformen eine Perspektive bieten, erklärt Sitzmann. Es solle Alternativen ermöglichen zu einer Betreuung von Angehörigen zu Hause und einer Unterbringung im Heim. Die WG im Nachbarschaftshaus besteht seit Sommer 2012. Hier leben derzeit acht Frauen und ein Mann. Nicht die Pflege steht hier im Mittelpunkt, sondern die gemeinsame Gestaltung des Alltags - und das in einer Atmosphäre, die der in einer Familie ähnelt. Die Stadt vermietet die Zimmer an die Bewohnerinnen, die Diakoniestation übernimmt den ambulanten Pflegedienst.
Angehörige bestimmen
Aber die Angehörigen, die sich zu einer Auftraggebergemeinschaft zusammengeschlossen haben, entscheiden über grundsätzliche Angelegenheiten wie die Alltagsgestaltung, die Auswahl der in der WG tätigen Alltagsbegleiter und die Aufnahme neuer Bewohner. Der Verein Lichtblick, zu dessen Gründungsmitgliedern Andrea Lindlohr zählt, sichert die Qualität, vermittelt bei Konflikten, macht Öffentlichkeitsarbeit, wirbt Spenden ein, ist Lobby für Menschen mit Demenz und sorgt für Kontinuität, falls sich die Trägerschaft ändern sollte. Dem Verein gehören sieben der acht „Gerüstbauer“ an, die auf Initiative von Gabriele Beck von der Leitstelle für ältere Menschen das Projekt aufgebaut haben. Zu ihnen zählt Mina Bylow-Schiele. Sie hat früher ehrenamtlich eine demente Frau begleitet und bemerkt, wie sie sich veränderte, als sie in ein Heim kam. Da sei ihr bewusst geworden, dass Menschen mit Demenz eine besonders vertrauensvolle Begleitung benötigen.
Dass sich Menschen, die selbst nicht betroffen sind, für das Projekt engagieren, „verdient Respekt“, lobt Edith Sitzmann. Ihr gefällt aber auch, wie Ostfildern allgemein mit dem Thema Demenz umgeht. Gerne hört sie, dass Ostfildern die erste Stadt im Land war, die 2007 eine Demenzkampagne startete, um das Tabuthema mit verschiedensten Veranstaltungen in die Mitte der Gesellschaft zu tragen. Ein älteres Ehepaar aus dem Stuttgarter Vorort Riedenberg, das regelmäßig nach Ruit zum Einkaufen kommt, ist für Mina Bylow-Schiele ein Beispiel dafür, dass in Ostfildern eine andere Atmosphäre entstanden ist. Die Frau habe ihr erklärt, ihr Mann sei schwer dement und spreche beim Einkaufen alle Menschen an. In Stuttgart würden sie deshalb immer komisch angeschaut, in Ostfildern nicht.
Ambulante Angebote statt Heime
Rein rechnerisch fehlten in Ostfildern in den nächsten Jahren drei Heime, berichtet Gabriele Beck. Aber in Ostfildern laute die Frage: „Wie müssen wir ambulant aufgestellt sein?“ Ziel sei eine dezentrale Struktur in allen Stadtteilen, ergänzt Peter Stapelberg. Ihm ist wichtig, dass Projekte „selbstorganisiert“ sein können. Angetan ist Sitzmann vom Ostfilderner Vorschlag, einen Landesverband für ambulante Wohngemeinschaften zu schaffen für einen Informations- und Erfahrungsaustausch. Wichtig seien auch Qualitätsstandards, sagt Stapelberg. Derzeit werde in Ostfildern auch diskutiert, ob Genossenschaften als Finanzierungsmodell für Wohnen im Alter möglich sein könnten - entsprechend der Bürgergenossenschaften für die Energieversorgung.
Beratungsstelle für Ältere und Angehörige
Bonhoefferstraße 4
73760 Ostfildern
Telefon 0711/44 20 72
E-Mail beratungsstelle@ostfildern.de
Spendenkonto
Verein Lichtblick e.V.
IBAN: DE17 6115 0020 0101 7845 48
BIC: ESSLDE66XXX
Bitte geben Sie – bei Überweisungen – Ihre vollständige Anschrift an, so dass wir Ihnen eine Spendenbescheinigung zusenden können.
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Verein Lichtblick e.V.
1.Vorsitzender: Gerhard Jeandrée
Telefon 0711/61 03 31
Bonhoefferstraße 8
73760 Ostfildern
Beratungsstelle für Ältere und Angehörige
Bonhoefferstraße 4
73760 Ostfildern
Telefon 0711/44 20 72
E-Mail beratungsstelle@ostfildern.de