»Das Haus wirkt weit über die Region hinaus«

Ostfildern aktuell – Nummer 43 · 27. Oktober 2011

Stein für Stein zum Nachbarschaftshaus, Teil 1: Das Bauprojekt im Scharnhauser Park

Im Scharnhauser Park ist derzeit das Nachbarschaftshaus im Bau. Das Haus bietet weit mehr als nur einen Platz im Pflegeheim. Die einzelnen Bausteine werden in dieser Serie vorgestellt.
    »Das Nachbarschaftshaus nimmt Menschen mit Demenz in die Mitte, bietet Bürgerinnen und Bürgern des Stadtteils, sowie bürgerschaftlich Engagierten einen Treffpunkt und Ort der Begegnung und will mit neuen, innovativen Angeboten Impulsgeber für die Altenhilfe sein«, erläuterte Gabriele Beck. Sie ist die Leiterin der Leitstelle für Ältere und hatte gemeinsam mit Herbert Rösch, dem ehemaligen Oberbürgermeister von Ostfildern, interessierte Volunteers eingeladen, sich über das Haus und seine Angebote zu informieren. Rösch: »Das Haus braucht Sie alle, damit es seine Wirkung entfalten kann.«
     Rösch ist aktiv im Vorstand der Erich-und-Liselotte-Gradmann-Stiftung. Die Stiftung trägt den Hauptteil der Gesamtkosten für das Nachbarschaftshaus, gerechnet wird derzeit mit rund 14 Millionen Euro Gesamt–kosten. Das Nachbarschaftshaus entsteht direkt an der Bonhoeffer Straße, mitten im Scharnhauser Park. Gegründet wurde eine Bauherrengemeinschaft, Fachbereichsleiterin Susanne Aschenbrandt betonte: »Es gibt viele Partner im Haus, die dieses Haus zum Pilotprojekt weit über die Region hinaus werden lassen.« Und weiter: »Im Moment sind wir dabei, eine ganzheitliche Philosophie für das Haus zu entwickeln.« Die Helene-Pfleiderer-Stiftung mit Sitz in Degerloch investiert 1,5 Millionen Euro und sichert damit Belegungsrechte für 15 Degerlocher Bürger. Die Stadt stellte das Grundstück kostenlos zur Verfügung und steuert 2,25 Millionen Euro bei. Das Land unterstützt das Bauvorhaben finanziell und die benachbarte Wohnhaus GmbH für behinderte Menschen investiert knapp eine Million Euro. Die Vorplanungen haben viel Zeit in Anspruch genommen, eingeflossen sind neueste wissenschaftliche Erkenntnisse der Demenzforschung. Denn im Nachbarschaftshaus wird es unterschiedlichste Wohn und Betreuungsangebote für Menschen mit Demenz geben. Unter der Trägerschaft der Samariterstiftung entstehen dort bis zu 73 Pflegeplätze für Demenz Erkrankte, die in mehreren auf ihre speziellen und individuellen Bedürfnisse abgestimmten Hausgemeinschaften zusammen leben.
    Das dreistöckige Haus ist als Atriumhaus angelegt, ein Demenzgarten im Zentrum regt die Sinne ebenso an wie das »Offene Atelier«. Auch dort sollen die verbliebenen Fähigkeiten der Demenzkranken aktiviert und so lange wie möglich erhalten werden. Ein Ziel ist, dass sich Menschen mit Demenz aktiv einbringen und als Teil der Gesellschaft erleben können.
    Außerdem wird in den Räumen des Nachbarschaftshauses eine Tagespflege für Ältere eingerichtet und mit dem Projekt »WG Lichtblick« – einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft werden neun Menschen mit Demenz eine neue Heimat finden. Auch die bisher in Ruit angesiedelte Leitstelle für Ältere wird zusammen mit der Beratungsstelle für Ältere in das Nachbarschaftshaus einziehen.
    An prominenter Stelle, mit vielen Fenstern und damit schon optisch nach außen, zur Bonhoefferstraße und zum Stadtteil hin geöffnet, wird außerdem ein Bürgertreff für den Scharnhauser Park entstehen. Als Ort, an dem sich bürgerschaftlich engagierte Menschen begegnen und miteinander etwas bewegen können. Rösch: »Mein Wunsch ist es, dass diese Räume von morgens bis abends belebt sind.«
    Vor rund eineinhalb Jahren war Spatenstich für das Bauprojekt – und bis vor rund sechs Wochen verlief alles nach Plan. Derzeit gibt es allerdings einige Probleme in den Bereichen Heizung und Sanitär. Das hat bereits zu Verzögerungen im Bauzeitenplan geführt, deshalb muss auch der bisher geplante Einzugstermin auf voraussichtlich Mitte Juli nächsten Jahres verschoben werden.